SG Klingnau

Seit 1410

1410 - 1960

Ein kurzer Gang durch die Geschichte:

Die Stadt Klingnau verdankt ihre Gründung dem aus der Bodenseegegend stammenden hochadeligen Herrn Ulrich von Klingen. Seine Gemahlin Ita von Tegerfelden hatte ihm in der unteren Aaregegend grossen Besitz gebracht. Schon 1269 verkaufte des Gründers Sohn, der Minnesänger Walter von Klingen, die Stadt und die Herrschaft dem Bischof von Konstanz. Als 1415 der Aargauer durch Eroberung an die Eidgenossenschaft kam, blieben die Rechte des Bischofes unangetastet, und es entwickelte sich eine bischöflich‑eidgenössische Doppelherrschaft über Klingnau, die im grossen und ganzen reibungslos funktionierte. Bis zum Untergang der alten Eidgenossenschaft, also bis 1798, war das Klingnauer Stadtschloss Sitz des bischöflichen Obervogtes. Kaiserstuhl und Klingnau waren die Pfeiler, auf die sich in unserer Gegend die Herrschaft des Bistums Konstanz stützte. Im neugegründetem Kanton gehörte das Städtchen zum Dutzend aargauischer Kleinstädte und wurde aus einem verträumten Weinbauernidyll ein Industrieort.

Der Schütze und seine Waffe im Wandel der Zeit:

Während unsere Musik-, Gesangs- und Sportvereine erst mit der Gewährung des Vereinsrechtes durch die modernen Staatsverfassungen entstanden sind, also vor 100 bis 150 Jahren, sind die Schützenvereinigungen viel älter. Sie bildeten allerdings nicht Vereine im Sinne des heutigen Vereinsrechtes, sondern waren eher den Zünften vergleichbar, den Bruderschaften und Gilden. Sie bestanden nur in den Städten.

Die Stadtobrigkeit, in Klingnau also der Bischof und seine Beamten, förderten das Schiesswesen, um sich so wehrbereit zu machen. In einer alten Schaffhauserschrift steht zu lesen: "Die Schützen sind die Pfeiler und Beschützer der Freiheit". Schon 1370 bestand in Zofingen eine Sebastian-Bruderschaft der Schützen. Der heilige Sebastian war in vielen Städten der Schutzheilige der Schützen. Luzern hatte seit 1397 ein organisiertes Schützenwesen. Zwischen 1370 und 1390 bezogen Basel, Bern, Zürich, Freiburg, Luzern wiederholt Büchsen aus Nürnberg, wo die Waffenfabrikation blühte. Für Klingnau sind für das Jahr 1410 erstmals Schützen bezeugt. Damals schenkte nämlich der Bischof von Konstanz seinen Klingnauer Schützen, Büchsen und Pfeile. Dass er auch Pfeile schenkte, beweist entweder, dass neben der Büchse auch die Armbrust als Waffe verwendet wurde oder dass mit den Büchsen Pfeile verschossen wurden, was damals auch vorkam.

Die Schenkung erfolgte nicht ganz uneigennützig; denn dem Bischof lag viel daran, dass die Bürgerschaft des Ortes, in dem er sich manchmal monatelang aufhielt, für die Sicherheit der Stadtherren sorgen konnte. Die Bischöfe die nicht nur geistliche, sondern auch weltliche Fürsten waren, hatten ihre politischen Feinde. Auch konnten sie ihren Klingnauer Untertanen zeigen, dass die Zugehörigkeit zu einer süddeutschen Herrschaft für sie vorteilhaft war. Wer damals gute Waffen kaufen wollte, bezog diese aus Süddeutschland oder Oberitalien. Wohl waren die Eidgenossen gute Soldaten; aber ihre Waffen stellten sie nicht selber her, sie brauchten sie nur gut. Aber auch in unseren Gauen muss das Büchsenmacherhandwerk schon früh gepflegt worden sein: 1416 berief die Stadt Schaffhausen den Lenzburger Büchsenmacherschmied Herrmann, um ein aus Rottweil zugekauftes Büchsenmodell zu demonstrieren.


In eine Schützengeschichte hinein gehört eine Darstellung über die Entwicklung der Waffen. Schon der Mensch der Urzeit hat versucht, die Kraft seiner Fäuste durch Hilfsmittel wirksamer zu machen. Der menschliche Erfindergeist hat kaum einem Gegenstand so viel Aufmerksamkeit geschenkt wie der Waffe. Ein langer aber interessanter Weg führt vom Steinwurf des Eiszeitmenschen über verschiedene Schleudervorrichtungen, Katapulte der Römer, Bogen, Armbrüste zur Feuerwaffe, zum Sturmgewehr und zur Rakete. Für Pfeile, Katapultgeschosse und Armbrustbolzen diente als Treibmittel die aufgespeicherte Kraft der gespannten und plötzlich losgelassenen Sehne; es war also ein mechanischer Vorgang. Für die Büchse und alle aus ihr entwickelten Waffen war es die aufgespeicherte und plötzlich zur Explosion gebrachte Kraft eines Pulvergemisches, also ein chemischer-physikalischer Vorgang.

Erklärung zum Bild (Elias Stieger, Kaiserstuhl)

Das Bild stellt einen Schützen aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts dar. Seine Schusswaffe war eine Muskete. Die auch auf dem Marsche mitgetragene Gabel wurde zum Zielen unter den Lauf gestellt. In ledernen Beuteln, die an einem Bandelier befestigt waren, führte er Pulver und selbstgegossene Kugeln mit. Anfangs waren die Monturen in den Stadtfarben gehalten, also in Klingnau gelb und schwarz. Hinter Flöten und Trommeln zogen die Schützen vom Frühling bis zur Chilbi fast jeden Sonntag vom Schloss durch das Städtchen zum Schützenhaus an der Aare. Es muss ein prächtiger Anblick gewesen sein.